Die 'Guten' und die 'Bösen'

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darübergemacht, wie man gewöhnlich vom Essen spricht? Ich meine nicht die geschmackliche Komponente oder neue Restaurants. Ich meine die (Be)Wertung der Nahrung – insbesondere die Benutzung des Begriffs „gesund“. 

 

Als „gesund“ wird heutzutage viel beschrieben – vom saftigen Apfel bis hin zum „fettarmen Superfood-Smoothie“ aus dem Supermarkt.

Auch manche meiner KundInnen aus Einzelberatungen, ZuhörerInnen bei Vorträgen, sowie Schulkinder haben teils eingebrannte Nahrungsmittelstereotypen und kategorisieren gerne in „gesund“ oder „ungesund“.

 

Woher kommt das? Schauen wir uns einmal um: vor allem Medien sind wahre Meister darin, Lebensmittel zu stigmatisieren. Man denke nur an omnipräsente Diäten, wie der derzeitige Low-Carb-Hype, laut dem einzelne Lebensmittelgruppen (u.a. Fleisch, Wurst, Fisch, Milchprodukte) als „gesund“angepriesen werden und anderen wiederum (v.a. Getreide) kategorisch der Stempel „ungesund“ aufgedrückt wird.

 

Das alles führt a) zu Verunsicherung, da in den Medien regelmäßig widersprüchliche Ernährungsempfehlungen gegeben werden, und b) bei Kindern v.a. zu einer Abwehrhaltung, da das Wort „gesund“ häufig mit auferlegtem Druck und Zwang verbunden ist. „Ungesundes“ wird hingegen umso interessanter, da ihm der Reiz des Verbotenen anhaftet.

 

Anstatt Lebensmittel in derartige Kategorien einzuteilen, wäre es hilfreicher, auf ihren Nährwert bzw. Nährstoffgehalt hinzuweisen. Denn es sind schließlich die Nährstoffe*, die uns erst das Leben ermöglichen. Was Sie essen, wird Teil Ihres Körpers.

Sie fragen sich nun, welche Speise einen entsprechenden Nährstoffmehrwert liefert und in ihrer gesamten Zusammensetzung gesundheitsfördernd wirkt.

 

Hier ein nährstoffoptimiertes Mahlzeitenbeispiel:

Heimische Bachforelle, gegrillt mit Kürbis, Dille und Walnüssen

Im Vgl. dazu ein nährstoffarmes Gericht:

Schweizer Wurstsalat mit einer Semmel

 

Es wäre jedoch ein Trugschluss zu glauben, dass jede gesundheitsfördernde Maßnahme ausschließlich durch Ernährung getätigt werden kann. Natürlich, vorwiegend pflanzliche Lebensmittel (Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Getreide), qualitativ hochwertige Eiweißquellen (Hülsenfrüchte, Eier, Fisch, Fleisch etc.), hochwertige Fette und Öle, wenig Zucker, ausreichende Wasserversorgung und so wenig industriell hergestellte Nahrung wie möglich sind enorm wichtige Elemente für das menschliche Wohlbefinden. Doch das gilt genauso für guten Schlaf, Achtung vor dem psychischen Wohlbefinden, ausreichend Bewegung und den Erhalt von Muskelmasse.

 

Eines wird dabei ganz klar: Es gibt kein ausschließlich ernährungsbasiertes Patent fürs „Gesund“-Sein. Denn jeder ist anders, und jeder isst anders. 

 

Es wird Zeit, dass wir besser darauf achten, wie wir über Nahrung sprechen, denn der Sprachgebrauch prägt maßgeblich unsere Entscheidungen und Einstellungen zum Essen mit – und das mehr, als uns lieb ist.

Fazit: Lebensmittel sind nicht „gesund“. Sie sind nährstoffreich. Oder eben nicht. Nur die Zusammenstellung und Dosierung der Lebensmittel über eine längere Zeitspanne sind ausschlaggebend dafür, ob die Auswirkungen gesundheitsfördernd sind.

 

 

 

*Lebensmittel beinhalten in unterschiedlicher Menge Makronährstoffe wie Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate, inkl. Ballaststoffen sowie Mikronährstoffe wie Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe, Mineralien und Spurenelemente. Besonders Letztere haben ein hohes gesundheitsförderliches Potenzial, was auch durch die Ernährungswissenschaft sehr gut belegt ist